Jeden Tag in meiner Timeline auf LinkedIn oder in meinem Netzwerk finde ich Posts, die etwas zum Thema Führung plakativ über einen Kamm scheren.
Letzte Woche war es das böse Mikromanagement. Die Woche davor war es die Führungskraft, die alles tut, nur nicht führen, weil Führung und Autorität ist böse. Die Woche davor war es das Management allgemein, das den Mitarbeiter ausbeutet. Dem gegenüber steht immer die Eierlegende-Wohlmilchsau-Führungskraft, die in diversen Listen zwanzig verschiedene Dinge entweder tut oder auf keinen Fall macht – ohne Wenn und Aber.
Es gibt keine Gebote der Führung
Wenn ich aber eines als 14 Jahren Geschäftsführer und drei Jahren als Trainer und Unternehmensberater zum Thema Führung gelernt habe, dann jenes, dass Führung unglaublich komplex und vielschichtig ist und es kein Schwarz-Weiß-Denken geben darf.
Auf die meisten Fragen zum Thema Führung kann ich keine eindeutige Antwort geben. Ist
Mikromanagement schlecht? Ja und nein. Es kommt auf die Situation an. Mikromanagement sollte bei guter Führung kaum notwendig sein. Auf der anderen Seite braucht es aber oft genau Mikromanagement, damit Mitarbeiter schnell und verlässlich einen vorgegebenen Standard erreichen.
Wie sieht es mit der Durchsetzung von Vorgaben aus? Führungskräfte dürfen nicht zu nachsichtig sein. Auf der anderen Seite müssen sie darauf Acht geben, nicht herrisch oder dominierend zu werden. Sie müssen hohe Standards setzen und ihr Team anhalten, diese Standards zu erfüllen, aber dürfen dabei nicht unflexibel oder unnachsichtig bei Dingen werden, die nur einen geringen strategischen Einfluss haben.
Die gleichen zwei Seiten der Medaille gibt es bei Umgang mit Empathie und Verständnis. Eine Führungskraft, die keine Rücksicht auf die Bedürfnisse und Emotionen ihrer Mitarbeiter nimmt, wird ihr Team nie erfolgreich zu Höchstleistungen führen. Auf der anderen Seite muss eine Führungskraft ihr Team oftmals antreiben und kann nicht auf jede Kleinigkeit Rücksicht nehmen.
Gebote der Führung schränken ein
Wer sich zu einer ausgezeichneten Führungskraft entwickeln will bzw. wer seine Führungskräfte dabei unterstützen möchte eine solche zu werden, der darf nicht schwarz-weiß denken, sondern muss die Gegensätzlichkeiten von Führung verstehen, akzeptieren und lernen damit umzugehen.
Dies braucht einiges an Wissen, die richtigen Werkzeugen und die Erfahrung dies im Alltag erfolgreich umzusetzen.
Die plakativen Darstellungen zum Thema Führung hingegen, werden der Komplexität der Aufgabe nicht gerecht und zeichnen ein unvollständiges Bild, dass weder hilfreich ist, sondern nur für ein falsches Verständnis sorgt.
Daraus resultiert ein eingeschränkter Handlungsspielraum und oftmals falsche Schuldzuweisungen. Mache diesen Fehler nicht. Entwickle dich weiter, arbeite an dir, aber tappe nicht in die Falle des Entweder-Oder-Denkens. Du und deine Mitarbeiter haben mehr verdient.
So long
Stefan
P.S. Was die großen Gegensätzlichkeiten von Führung sind und wie du am besten damit umgehst, behandle ich im Führungskräftetraining „Spannungsfeld Führungskraft„.
– Autor –
Stefan Delano
Gründer von
Delano Training, Coaching & Consulting