Wer führt – und wer darf es lernen?
Warum Führungsausbildung oft dort fehlt, wo sie am dringendsten gebraucht wird.
Ich begleite seit einiger Zeit ein Unternehmen aus dem Bau- und Projektbereich. Viele der dortigen Führungskräfte habe ich bereits trainiert – mit ausschließlich positivem Feedback. Manche sind inzwischen zum zweiten oder dritten Mal dabei, andere melden sich bereits für neue Formate an.
Das Modell funktioniert. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Im letzten Workshop einer Trainingsserie bringen die Teilnehmer noch einmal eigene Themen ein, die wir mit dem Trainierten gemeinsam bearbeiten und lösen.
Ein Teilnehmer, ein erfahrener Baumeister und Projektleiter, schilderte ein Problem, das – so simpel es klingt – symptomatisch für viele Unternehmen ist.
Er plant große Bauprojekte, koordiniert aus dem Büro, hält den Überblick. Auf der Baustelle selbst führen andere – meist sogenannte Poliere. Sie stehen an der Spitze der Teams vor Ort, haben Vorarbeiter unter sich und sind letztlich verantwortlich für den Ablauf der gesamten Umsetzung.
Sein Problem:
Die Poliere kommen mit kleinen Projekten gut zurecht. Aber sobald es größer wird, beginnt es zu bröckeln.
Unstimmigkeiten, Verzögerungen, Fehler – Dinge, die teuer werden können. Sehr teuer.
Seine Idee: Den Polier besser führen.
Mein Gedanke: Vielleicht wäre es klüger, den Polier selbst zu einer echten Führungskraft zu entwickeln?
Führen ohne Ausbildung – weil’s immer schon so war?
Der Polier in diesem Fall führt ein Team von 50 Menschen, bei einem Projektvolumen von 12 Millionen Euro.
Seine Führung hat unmittelbaren Einfluss auf Zeitplan, Qualität und letztlich auf den Deckungsbeitrag des Unternehmens.
Und trotzdem hat er nie auch nur eine Stunde Führungstraining erhalten.
Warum?
Weil er formal nicht als Führungskraft gilt.
Und das ist das eigentliche Problem:
Führung wird in vielen Unternehmen immer noch an Titeln festgemacht – statt an Verantwortung.
Die Rechnung ist einfach – und absurd
Mein professionelles Training für den Polier würde rund 3.000 Euro kosten.
Würde er dadurch seine Arbeit und die seines Teams auf der Baustelle um nur 0,5 % verbessern, hätte sich das Training mehr als zwanzigfach amortisiert.
Doch was passiert stattdessen?
👉 Man spart am Training.
👉 Man steckt Energie in „Symptom-Behandlung“ von oben.
👉 Man wundert sich, dass Probleme sich wiederholen.
Führungsausbildung ist keine Kür – sie ist Überlebensstrategie
Führungstraining ist oft der größte Hebel für Unternehmen – vor allem in Schlüsselpositionen.
Zwei kurze Beispiele:
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Ein Teamleiter, der lernt, Konflikte frühzeitig anzusprechen, kann monatelange Spannungen, hohe Fluktuation und sinkende Leistung verhindern.
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Eine Führungskraft, die lernt, Verantwortung zu übergeben und Klarheit zu schaffen, multipliziert die Produktivität ihres gesamten Teams – dauerhaft.
Wer sparen will, braucht gute Führung
Wenn gespart werden soll, dann bitte dort, wo es sinnvoll ist – nachhaltig und durchdacht.
Und wer das am besten kann?
Kompetente Führungskräfte.
Denn sie verstehen Zusammenhänge, sehen Auswirkungen, treffen bessere Entscheidungen.
Und genau deshalb ist Investition in Führungsausbildung keine Ausgabe – sondern ein Gewinnbringer.
– Autor –
Stefan Delano
Gründer von
Delano Training, Coaching & Consulting