Disziplin als Führungskraft

 

Disziplin. Wir wissen das wir sie brauchen. Wir wissen auch, dass wir uns damit oft schwer tun.

Warum wir uns damit schwer tun, hat mit Willenskraft zu tun, aber das soll nicht der Inhalt dieses Blog-Artikels sein. *

Viel mehr möchte ich hier die Frage stellen, was Disziplin als Führungskraft eigentlich bedeutet?

 

Der Duden beschreibt Disziplin (als Eigenschaft) wie folgt:

  • „das Einhalten von bestimmten Vorschriften, vorgeschriebenen Verhaltensregeln o. Ä.; das Sicheinfügen in die Ordnung einer Gruppe, einer Gemeinschaft“ 
  • „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“

 

Damit wären schon zwei, meiner drei Antworten gegeben.

Aber fangen wir mit der zweiten Definition des Duden an.

 

Disziplin als Beherrschung des eigenen Willens und der Emotionen

Wer bei mir in irgendeinem Training einmal war, wird unweigerlich einen Satz gehört haben „Ego ist der größte Feind von Führungskräften.“

Die Gründe habe ich in anderen Blog-Artikel bereits mehrmals beschrieben oder gestreift.

Das Problem mit dem eigenen Ego ist keine Eigenheit von Führungskräften – (fast) jeder kämpft damit in der einen oder anderen Form.

Bei Führungskräfte wiegt es nur schwerer.

Das hat einerseits damit zu tun, dass man einen größeren Wirkungskreis hat, andererseits, dass man zu Recht von Führungskräfte mehr erwarten darf und muss – vor allem, weil sie gegenüber den Mitarbeitern in einer Machtposition sind.

Zusätzlich haben Führungskräfte häufiger mit schwierigen und stressigen Situationen vor allem im zwischenmenschlichen Bereich zu tun. Dadurch steigt die Gefahr, dass man Dinge falsch interpretiert oder sich schneller persönlich angegriffen führt.

Disziplin in diesem Fall bedeutet also, sich Fähigkeiten und Werkzeuge anzueignen, mit denen man das eigene Ego besser im Griff hat bzw. schneller erkennt, wenn man in diese Richtung abrutscht und zweitens, dass man dieses Wissen und diese Werkzeuge auch anwendet.

Ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Oft reicht es aus, einen kleinen Schritt zurückzumachen, damit wir nicht Opfer unseres eigenen Egos werden.

Ein einfacher Trick, um dies zu bewerkstelligen ist uns gezielt selbst die Frage zu stellen, die uns unbewusst beschäftigt.

„Hat der Mitarbeiter das gemacht, um mir zu schaden oder meine Führungsrolle in Frage zu stellen?“

„Verhaltet sich mein Gegenüber so, weil er mich persönlich angreifen will?“

Die Antwort auf solche Fragen wird in Großteil der Fälle „Nein“ sein. Und dieses Nein hilft uns, die Situation etwas klarer und weniger Ego-verschleiert zu sehen. Manchmal fühlen wir uns danach noch immer nicht großartig, aber zumindest starten wir nicht (sofort) mit einem Ego getriebenen Angriff.

 

Disziplin als Einhalten von Vorschriften und Verhaltensregeln

Als Führungskräfte müssen wir Vorgaben machen und Regeln sowie Rahmenbedingungen aufstellen, die uns und unserem Team erlauben Höchstleistungen zu erzielen.

Viele Fragen von Führungskräften beschäftigen sich oft damit, wie sie dafür sorgen, dass diese eingehalten werden, was sie tun sollen, wenn sie nicht eingehalten werden und vor allem auch, zu verstehen warum sie nicht eingehalten werden.

Einer der Antworten auf die letzte Frage ist die mangelnde Disziplin von Führungskräften selbst – weil sie sich nicht an die eigenen Vorgaben und Regeln halten.

Da ist man gerade im Stress, ein Mitarbeiter ist krank oder es ist schlichtweg einfacher schneller oder bequemer die eigenen Regeln geflissentlich zu übergehen.

Die Mitarbeiter bekommen das aber mit – immer.

Und wenn der Chef sich nicht daran hält, wieso sollen wir es tun?

Jetzt kann man sagen, dass man als Führungskraft ja gute Gründe hat, warum man es „in diesem einem Fall“ nicht gemacht hat – aber solch gute Gründe haben die Mitarbeiter sicherlich auch.

Fakt ist, dass wir uns als Führungskräfte genauso an Standardprozesse, Vorgaben und Regeln zu halten haben. Tun wir das nicht, dürfen wir von unseren Mitarbeitern nichts anderes erwarten.

 

 

Disziplin als Führungskraft die Hausaufgaben zu machen

Wovon ich jetzt spreche, kennt jede Führungskraft in der einen oder anderen Form.

Worum geht’s? Darum, dass wir uns unser Leben schwerer machen, weil wir glauben, wir ersparen uns Arbeit bzw. nicht die Disziplin aufbringen unsere Hausaufgaben zu erledigen.

Wie bereits weiter oben geschrieben geht es bei Problemstellungen von Führungskräften ganz oft darum, dass sich Mitarbeiter nicht an Vorgaben oder Abläufe halten.

Oft spricht die pure Frustration mit: „Ich hab’s ihm jetzt schon fünf Mal erklärt und er macht’s noch immer nicht/noch immer nicht richtig – WARUM?“

Ich habe dann immer eine Gegenfrage, die den Führungskräften meist den Segel aus den Wind nehmen: „Hast du es verschriftlicht?“

Im Großteil der Fälle ist die Antwort nein. Es gibt zwar irgendwo irgendein Schriftstück, aber entweder ist es maßlos veraltet oder so schlecht gestaltet, dass es defacto keinerlei Hilfestellung leistet.

Meine Anmerkung dazu immer: „Alles, das nicht niedergeschrieben ist, ist ein frommer Wunsch – vor allem bei grundlegenden Dingen.“

Es gibt gute Gründe, warum auch die bestqualifizierten Fachkräfte wie Chirurgen, Piloten oder Atomphysiker mit Checklisten und Ablaufplänen arbeiten: Damit nichts vergessen wird, damit jedem klar ist, wie der Ablauf ist – damit keine Fehler passieren.

In meinem Training zum Schwerpunkt „Spannungsfeld Führungskraft“ gibt es dazu einen Teil, der sich mit Teamperformance und Disziplin beschäftigt.

Darin geht’s unter anderem auch darum, dass man Standardprozesse schafft um die Effektivität und die Effizienz des Teams erhöht. Gleichzeitig trainiere ich auch, dass man diesen Aspekt aber auch in Balance halten muss, damit es nicht zu jedem Pups einen Standardprozess gibt und Mitarbeiter auch noch ausreichend Freiraum haben.

Das gesagt, kann ich aus 14 Jahre Geschäftsführung und vier Jahre als Führungskräftetrainer berichten, dass in 90% der Fälle es nicht zu viele Standardprozesse oder schriftliche Vorgaben gibt, sondern zu wenige.

Wir müssen uns als Führungskräfte selbst an die Nase nehmen und bereit sein, Dinge zu verschriftlichen.

Klar, das ist mühsam, dass muss richtig ausformuliert und strukturiert werden u.v.m. – aber wenn wir das mühsam finden, wie mühsam ist es für die Mitarbeiter unseren Anweisungen mündlich zu folgen und sich alles zu merken?

Zusätzlich hilft die Verschriftlichung von Vorgaben, Abläufen, usw. nicht nur unserem Team Höchstleistungen zu erzielen, sondern erspart uns auf Dauer auch viel Zeit, weil wir weniger Fehler beheben müssen, weniger hinten nach sein müssen und schlichtweg einen Teil der Führung an diese Schriftstücke abgeben können.

Das Spannende dabei ist, dass der Großteil der Führungskräfte es ja ohnehin weiß – aber halt nicht tut. Und wenn man sie mit der Nase darauf stößt, dann reagieren sie oft wie ein Kind, dass in der Süßigkeitenlade ertappt wurde.

Es geht also nicht darum, dass wir alles richtig machen. Sondern darum, dass wir die Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie richtig und wichtig sind – wie auch z.B. einen Mitarbeiter ordentlich einarbeiten oder eine klare Prioritätenliste zu erarbeiten.

Und es sind vom Aufwand gesehen her meist kleinere, aber eben mühsame oder lästige Dinge. Aber genau diese haben viel Einfluss auf den Erfolg unseres Teams und den Stress, den wir uns selbst machen.

Führung bedeutet nicht, eine Sache einmalig richtig zu machen, sondern viele kleine Dinge täglich.

Dazu zählt auch, die notwendige Disziplin als Führungskraft aufzubringen.

 

Und eine kleiner Nachsatz am Ende: Was es mühsam macht, die notwendige Disziplin aufzubringen liegt oft daran, dass man sich jeden einzelnen Punkt mühsam erarbeiten muss.

Deshalb erhältst du im Schwerpunkt „Spannungsfeld Führungskraft“ konkrete Führungskräfte-Werkzeuge mit deren Hilfe du die verschiedenen Themen strukturiert und ohne großen Aufwand durcharbeiten kannst.

Falls du Fragen dazu oder zur Disziplin hast, melde dich gerne bei mir.

 

* Willenskraft bzw. erschöpfte Willenskraft ist auch einer der Hauptgründe, warum Veränderungsprozesse scheitern. Wie du dafür sorgst, dass du nicht unabsichtlich die Willenskraft deiner Mitarbeiter erschöpfst, erfährst du in meinem Schwerpunkt „Effektiv verändern“. 

– Autor –

Stefan Portrait

Stefan Delano

Gründer von
Delano Training, Coaching & Consulting

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