Erfolgreiche Führung bedeutet, viele kleine Dinge richtig zu machen

Wenn man auf das Thema Führung stoßt und fragt, was erfolgreiche Führung ausmacht, dann werden in der Regel vier Dinge genannt:

  • Charisma
  • Durchsetzungsstärke
  • Führungsstil
  • Social Skills

 

Sprich, wenn man ein charismatischer Leader ist, der gut mit Leuten kann und es schafft sich durchzusetzen, dann hat man die richtige Führungskraft.

Und jeder von uns kennt genug Führungskräfte, die auf dieses Profil passen, aber kläglich gescheitert sind oder gerade scheitern.

 

Warum ist das so?

Weil unterm Strich es nicht darum geht, ob ich mit meiner Führungskraft gerne auf ein Bier gehen würde oder nicht, oder ob diese sich durchsetzen kann, sondern darum, ob wir als Team unsere Ziele erreichen und ob die Führungskraft es leichter macht, dass die Mitarbeiter Höchstleistungen erzielen.

Und dazu gehören nicht drei oder vier große Dinge, sondern viele kleine.

 

Sehen wir uns das Thema Mikromanagement an. Schafft es die Führungskraft, dieses gezielt und richtig einzusetzen und eine gute Balance zwischen Mikromanagement und passiver Führung zu finden – sprich, wie eng oder wie weit sie führt? Das ist nicht ein einmalige Entscheidung, sondern muss je nach Situation und Mitarbeiter angepasst werden.

Wenn sie das tut, kann sie ihr Verhalten gut begründen und kommunizieren? („Du bist neu bei dieser Aufgabe. Ich schaue dir jetzt über die Schulter und unterstütze dich, bis wir beide uns sicher sind, dass das funktioniert. Danach ziehe ich mich zurück und du bekommst wieder Freiraum.“)

Oder wie sieht es mit Zusammenarbeit aus? Es gibt viele kleine Entscheidungen, die beeinflussen, ob Zusammenarbeit besser oder schlechter funktioniert. Wie verhält sich die Führungskraft, wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert oder verweigert wird?

 

Generell, wie geht sie damit um, wenn sich Mitarbeiter nicht an Vorgaben halten? Geht sie in Angriffmodus, weil sie aus Prinzip zeigen will, wer Chef ist? Oder lässt sie zu viel gewähren?

Auch hier gibt es nicht die eine richtige Antwort, was erfolgreiche Führung ausmacht, sondern es kommt ganz auf die Situation an. Manchmal muss die Führungskraft die Stellung halten, manchmal ist mehr Nachsicht der richtige Weg. Kann sie richtig entscheiden, wann was der Fall ist und wie vorher, dies auch gut begründen und kommunizieren?

 

Die richtige Kommunikation steht dabei aber nicht am Anfang von Führung. Sie ist das Resultat aus den Überlegungen und Führungskompetenz. Im Prinzip trifft die Führungskraft Entscheidungen und wählt ihr Verhalten, weil sie es für diese Situation als sinnvoll erachtet – und ihre eigene Begründung dafür, ist automatisch die beste Art es zu kommunizieren.

Es gibt dutzende weitere Beispiele, die erfolgreiche Führung ausmachen, angefangen von der Aufbereitung von Information, dem Schaffen von Prozessen und Abläufen, eventuelle Rückschläge vorwegnehmen und vieles mehr.

All das ist nicht ein Führungsskill, sondern ein paar Dutzend. Und diese gehören auch alle in Balance gehalten, weil manchmal ein Führungsaspekt mehr zum Tragen kommt als ein anderer.

 

Ein Teilnehmer aus einer Workshop-Serie hat mir letztes Jahr rückgemeldet, dass vor unserem Training Führung für ihn eine große graue Wolke war. Er hat schon ungefähr gewusst, was alles dazugehört, aber er hat nie festmachen können, worauf es gerade ankommt.

Interessant bei dem Feedback der damaligen Gruppe war auch, dass diese erzählt haben, dass es Führungskräfte in ihrem Unternehmen gibt (es waren mehrere Führungskräfte aus demselben Unternehmen dabei), bei denen es nicht funktioniert, sie es aber bisher nicht festmachen konnten, warum nicht.

Nach dem Training wussten sie aber warum. Und sie haben auch rückgemeldet, dass es spannend ist, zu erkennen, dass es viele kleine Dinge sind, die dazu führen, dass es in den jeweiligen Teams Probleme gibt.

 

Genau aus diesem Grund braucht Führung meiner Meinung nach Struktur und ist eine professionelle Fähigkeit, die erlernt und trainiert werden muss.

 

Wenn mich aber jemand fragen würde, was der größte und/oder häufigste Einzelfehler von Führungskräften ist, dann würde ich antworten: „Sie übernehmen nicht die Verantwortung.“

Damit meine ich, dass die Führungskräfte zu schnell und zu oft Probleme an Mitarbeitern, dem Unternehmen oder anderen Umständen festmachen und zu wenig sich selbst reflektieren und überlegen, was falsch läuft.

Wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel einen Fehler macht, obwohl er es besser wissen sollte, dann wird er schnell einmal verwarnt oder gerügt.

Klar, oft liegt das Versäumnis eindeutig beim Mitarbeiter. Aber im seltensten Fall hat dieser böswillig oder grob fahrlässig gehandelt. Viel öfter haben die Umstände dazu geführt, dass etwas schief gegangen ist.

Deshalb wäre die erste Frage als Führungskraft nicht, „wie bringe ich den Mitarbeiter auf Spur?“, sondern „was hätte ich anders machen können, damit der Fehler nicht passiert?“.

 

Ist die Führungskraft kompetent, erkennt sie zum Beispiel, dass die Informationen schlecht aufbereitet sind, der Ablauf nicht verschriftlicht wurde, die Rahmenbedingungen dazu führen, dass Dinge einfach übersehen werden, es einen Engpass gibt, der bisher schwer zu erkennen war, u.v.m.

Ich nehme jetzt aber auch viele Führungskräfte in Schutz: Wie sollen sie die Verantwortung übernehmen, wenn sie die Situation nicht richtig erkennen und nicht wissen wie?

Im Nachhinein ist man immer schlauer, oder, wenn man über Fähigkeiten verfügt, die die anderen nicht haben.

Ähnlich wie ein Mitarbeiter Fehler macht, weil die Rahmenbedingungen und die Führung nicht passen, machen Führungskräfte Fehler, weil das Gleiche zutrifft und sie keine Unterstützung oder kein Training erhalten haben.

 

Führung ist nicht eine Sache, die man richtig macht, sondern viele. Und diese nicht einmalig, sondern jeden Tag.

Und genau dafür braucht es Kompetenz und Erfahrung.

Das erste erwirbt man in Trainings, das zweite durch dessen Umsetzung und Feedback.

 

 

– Autor –

Stefan Portrait

Stefan Delano

Gründer von
Delano Training, Coaching & Consulting

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